PETER LOHMEYER über den Film "Die Mutter des Killers" (1996)

Verfasst am 16. Dezember 2018 17:37

PETER LOHMEYER über den Film "Die Mutter des Killers" (1996) 

im Hamburger Abaton Kino, im Januar 1999

Foto: filmportal.de

Vor dem Film:

P. Lohmeyer: Ich freue mich wirklich, dass so viele noch einmal hier im Kino sind. Dieser Film hier liegt zwar am meisten von den drei Filmen zurück, die ich heute präsentiere, doch er liegt mir sehr am Herzen, da ich ihn mitproduziert habe. Er hat sehr viel Herzblut gekostet und deshalb habe ich ihn mir noch mal für heute Abend gewünscht. Viel Spaß dabei!

Nach dem Film:

Zuschauer: Wo wurde der Film gedreht?

P. Lohmeyer: In Wilhelmsburg! Ist eine schöne Gegend!

Zuschauer: Wieviel hat dieser Film gekostet?

P. Lohmeyer : 430.000 DM. Also nicht so viel.

Zuschauerin: Warum war der Film in Schwarz/Weiß?

P. Lohmeyer: Das war aus eben diesen Kostengründen.

Zuschauerin: War aber sehr schön so!

P. Lohmeyer: Ja finde ich auch. Aber wir haben jetzt nicht extra die Farbe rausgelassen. Es war wirklich die Notlösung. Obwohl nur die Anschaffung billiger ist. Die Kopien in Schwarz/Weiß zu machen ist wiederum aufwendiger, weil es nicht soviel Material dafür gibt. Und dann wird es gern noch etwas billiger gemacht. Eine alte Rolle wird dann genommen usw. Die Kopien sind nicht so gut abgezogen und dann bekommt das Bild, wie hier gesehen einen leichten Farbstich oder wird dunkel. Also, so dunkel ist der Film nicht wie er hier gezeigt wurde. Er ist zwar dunkel, aber so dunkel, nein das war er nicht. Da spart eben gerne der Verleih. Der Film kam ja eigentlich auch nur ins Kino, weil wir einen Preis in München gewonnen hatten.

Zuschauer: Kannten sie eigentlich die anderen Schauspieler sehr gut? Es waren ja einige bekannte Gesichter darunter!

P. Lohmeyer: Ja, sicherlich. Ich habe ja diesen Film coproduziert. Und habe auch mit gecastet. Und da achtet man schon darauf, dass da ein gutes Team zusammenkommt, da vieles schnell gemacht werden musste. Also, wir haben das Ding innerhalb von zwei Wochen gedreht! Und da muss schon gute Zusammenarbeit gewährleistet sein. Es wurde ja alles von Handkamera her aufgenommen und manchmal unter chaotischen Bedingungen. Zum Beispiel die Kneipe, wo immer der betrunkene Wirt war. Das war eigentlich ein türkisches Restaurant. Mitten in den Dreharbeiten wechselte der Besitzer. Wir hatten zu jenem dann gesagt, wie lange wir brauchten und um Punkt 16 Uhr hat er dann tatsächlich die Lampen ausgemacht, obwohl wir natürlich nie zu dem angegebenen Zeitpunkt fertig werden. Unser Kameramann hat dann noch schnell diese und jene Einstellung gemacht, doch dann war es vorbei. Eigentlich hätte noch etwas nachgedreht werden müssen, doch es war keine Zeit mehr. Es musste dann so gehen. Der Film wäre auch um einiges teurer geworden, wenn nicht viele auf ihre Gage verzichtet hätten. Einige Schauspieler, wie zum Beispiel der Wirt oder der Greis kamen hier aus Hamburg vom Theater und den Dieter (Landuris) habe ich einfach mal so gefragt. Und er hat erst einmal gar nicht verstanden, was das für ein Stoff ist.

Zuschauer: Wie kam die Idee zustande?

P. Lohmeyer: Da müssen sie den Herrn Kurzawa fragen. Der hat immer so komische Ideen. Er und der Regisseur, die haben beide schon vorher zusammengearbeitet. Aber es war eben so ein einwandfreies Buch. Sonst muss man an den Büchern immer mal noch etwas ändern und überarbeiten, doch hier hatte man gerade mal ein “und“ weggestrichen. Und das war eben das Gute daran, dass wir auch so schnell und konzentriert arbeiten konnte. Da brauchte man nicht während des Drehs über die Szene diskutieren und das findet man eben selten. Auch der Titel stand schon sehr früh fest und blieb. Obwohl dem Verleih das auch nicht geschmeckt hat. Deshalb hänge ich auch so an diesem Film. Ich habe mich da auch finanziell und mit viel Zeit eingebracht. Deshalb freue ich mich, dass das Kino hier noch mal voll geworden ist. Am liebsten würde ich den Film noch weiter vertreiben. Ich bin nämlich der Meinung, dass dieser Film zu dieser Uhrzeit noch in vielen Kinos laufen könnte. Doch der Verleiher spielt da nicht mit. Der hat schon wieder andere Projekte. Ich wollte auch noch mal in den Osten fahren, nach Chemnitz oder so und dort noch mal persönlich Werbung dafür machen. Doch da hat der Verleih wieder die Reisekosten und die Kopienzahl als Ausrede genommen. Die Reisekosten hätte ich sogar selbst noch übernommen. Na, ja. Deshalb bin ich zur Zeit auf den Verleih nicht so gut zu sprechen. Ich hab inzwischen wieder einen Film mit Einrauch gemacht, aber ich hab da nur eine ganz kleine Rolle.

Zuschauer: Wie heißt der Film?

P. Lohmeyer: Ähm...also irgendwie habe ich es heute mit den Titeln. Mir fällt wieder der Name nicht ein, es war eben wirklich nur ein ganz kleine Rolle!

Zuschauer: “Der Gangster“?

P. Lohmeyer: Ja, genau, ich wusste doch, irgendetwas ganz simples ist es!

Zuschauerin: Wurde “Die Mutter des Killers” auch mal in Wilhelmsburg gezeigt?

P. Lohmeyer: Ja, er wurde auch dort gezeigt.

anderer Zuschauer: Aber da gibt es doch kein Kino?

P. Lohmeyer: Wirklich nicht ? Hmmm, na ja vielleicht wurde er auch in einer Turnhalle gezeigt. Ich meine, der ist da irgendwo gelaufen. Vielleicht aber auch nicht! Aber wir haben “Mutter des Killers“ ja auch in Amerika gezeigt, in L.A. und New York .Und da haben die uns angesprochen und haben gesagt: Hey! Das sieht ja aus wie bei uns. Und das macht Wilhelmsburg auch aus. Es sieht aus wie im Ruhrgebiet. Da haben auch schon einige gesagt: "Ja das ist Bochum, die Brücke kenn ich!" Das ist das Schöne an Wilhelmsburg. Und nur dort funktioniert der Film vielleicht, anders als in Altona oder Eppendorf.

Zuschauer: Kommt der Autor aus Wilhelmsburg?

P. Lohmeyer: Nee, genau von der anderen Seite, eher...Eppendorf!

Zuschauer: Wurde der Film in Amerika in Deutsch gezeigt?

P. Lohmeyer: Ja, mit englischen Untertiteln!

Zuschauer: Ist es eigentlich schwer, für solch einen Film Geld zu bekommen ? Haben sie das Geld wieder rein bekommen?

P. Lohmeyer: Nein, haben wir nicht . Zwar kann man rechnen: Bei 40.000 Besuchern = 400.000 DM aber da kommen ja noch Verleih und Kopienkosten und so weiter hinzu. Und wie gesagt, wenn alle ihre Gage bekommen hätten, wäre das noch viel teuer geworden. Es war auf jeden Fall eine große Kraftanstrengung, das Geld zu bekommen und den Film zu machen.

Zuschauer: Wie ist die Situation in anderen Ländern. Wäre es da einfacher geworden?

P. Lohmeyer: Ich weiß es nicht, da ich im Ausland nicht soviel arbeite. Gut, in Amerika gibt es ja eine große Independent-Szene, weil das hier ja auch eher ein Independent Film ist. Da hat auch letztens ein Filmemacher einen Ding mit 60000 Dollar gemacht, aber ich weiß es nicht richtig, wie die Bedingungen dort sind.

Foto: kino.de